Textrends 24/25: Abfall als Mode?
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Textrends 24/25: Abfall als Mode?

Jun 22, 2023

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Hochleistungsprodukte brauchen erstklassige, innovative Materialien – und genau diese hat die Expertenjury im Rahmen des ISPO Textrends Award unter die Lupe genommen. Die Gewinner wurden auf der ISPO Munich bekannt gegeben – wir geben Ihnen einen kleinen Einblick in die Trends für Herbst/Winter 24/25.

Ob Baselayer, Second Layer, Membranen, Dämmstoffe oder Beschichtungen – in diesem Jahr widmet sich die Textilbranche noch intensiver dem großen Thema Nachhaltigkeit. Ohne grüne Ideen kommt man in der Textilbranche nicht mehr weit. Bei vielen Produkten hatte die Jury ein Déjà-vu-Erlebnis: Die Stoffe hatten bereits in den Vorjahren für Aufmerksamkeit gesorgt und an Leistung und Struktur hatte sich offenbar nichts geändert. Der große Unterschied: die Umstellung auf Öko-Materialien und umweltfreundlichere Verarbeitungsmethoden. Ein enormes Upgrade für Hochleistungsprodukte!

Ein weiterer Trend: Monostoffe. Der Lebenszyklus und die Entsorgung eines Produkts müssen bereits in der Entwicklungsphase berücksichtigt werden. Ein Schlüsselfaktor für die Kreislaufwirtschaft sind Monostoffe. Sie ermöglichen es, das Produkt am Ende seines Lebenszyklus zu recyceln, biologisch abzubauen oder aufzuwerten.

Monostoffe müssen nicht unbedingt zu 100 Prozent aus der gleichen Faser bestehen, sie müssen aber aus der gleichen Kategorie stammen, etwa aus Zellulose, Wolle, Baumwolle, Seide, Viskose und Kunstfasern, Nylon und Polyester. Obwohl die Abbaurate bei Mischgeweben leicht variieren kann, ist der Abbauprozess besser kontrollierbar und vorhersehbar, da sie aus demselben Faserpool stammen.

Bei Strick- und Webstoffen haben Hersteller Wege gefunden, Dehnbarkeit ohne den Einsatz von Elasthan zu erreichen. Bei Sporttextilien ist eine gute Dehnbarkeit unerlässlich, sowohl für eine optimale Passform als auch für eine optimale Leistung. Auch der Verzicht auf Elasthan trägt zu einem besseren Recycling der Stoffe bei. Dies liegt daran, dass es nicht einfach ist, Spandex von der Hauptfaser in einem Mischgewebe zu trennen. Produkte mit Elasthan-Anteil werden daher eher weggeworfen als recycelt.

Sportbekleidung ist nicht nur funktional, sie soll sich auch gut anfühlen und ein Gefühl von Luxus vermitteln. Diese „Luxus-Touch“-Qualität findet sich den Experten zufolge vor allem in der ersten und zweiten Schicht wieder, von monofiler Synthetik in geschmeidiger und federnder Qualität bis hin zu Merinowolle in reinen und hybriden Mischungen. Gewebte Stoffe und Außenschichten werden spürbar weicher, aber auch deutlich leiser, wodurch die Geräusche beim Bewegen darin eliminiert werden. Auch Isolationsmaterialien, die per Definition schon immer ultraleicht waren, kommen in neuen Qualitäten daher, die sich sensationell anfühlen.

Abfälle, sei es aus der Lebensmittel- und Agrarindustrie oder aus Stoffresten und Reststücken in Fabriken, werden zu einer wertvollen Ressource. Dieser Trend etabliert sich aus der hohen Nachfrage nach Stoffen und Farbstoffen, die durch innovative Konzepte mit dieser Ressource arbeiten können.

Ein weiterer Schwerpunkt im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung ist die Entwicklung von Produkten, die weniger Wasser verbrauchen. Dies können beispielsweise spinngefärbte Garne oder wasserfreie Drucke sein. Der geringere Energiebedarf bei der Herstellung von Kleidungsstücken zeigt sich am wachsenden Interesse am Body Mapping – insbesondere bei gestrickten und gewebten Stoffen. Das bedeutet, dass Kleidungsstücke so entwickelt werden, dass sie weniger Nähte benötigen.

Immer mehr Hersteller setzen auf biobasierte Herkunft und biologischen Abbau. Was ist neu: synthetische Stoffe, die mit einem Inhaltsstoff behandelt wurden, der den Produktabbau beschleunigt. Der Beschleuniger befindet sich entweder im Garn selbst oder wird auf das fertige Produkt aufgetragen.

Sie sehen auch immer mehr biobasierte Stoffe, die aus natürlichen Ressourcen wie Zuckerrüben, Rizinusbohnen und Ananas sowie Bio-Polyester und Bio-Nylon gewonnen werden. Erstere bieten jetzt eine noch bessere Leistung, da ihnen eine andere Faserform (ebenfalls aus organischer Quelle) hinzugefügt wird, was die Haltbarkeit der Materialien erhöht.

Die ISPO Textrends-Jury hat in der Session einige neue Trends entdeckt. Dieses Mal fand die Jurysitzung nicht wie üblich in München statt, sondern wurde von CITEVE, dem Forschungsinstitut für die portugiesische Textilindustrie, direkt in Portugal ausgerichtet. Trotz des Tapetenwechsels diskutierten die Experten Produkte aus sieben verschiedenen Branchen und stellten sie auf den Prüfstand. Beobachten, anfassen, testen, bewerten – am Ende einigte sich die Jury darauf, welche Trends die Textilbranche rund um die Uhr im Herbst/Winter erwarten kann.