Die raue Schönheit der Poesie
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Die raue Schönheit der Poesie

Oct 31, 2023

Stefania Van Dyke ist stellvertretende Direktorin für Interpretive Engagement. Sie ist seit 2012 im DAM. Sie empfiehlt Ihnen, sich das Thread Studio auf Ebene 6 des Martin Building anzusehen.

Die Teppiche in Rugged Beauty: Antike Teppiche aus Westasien bieten einen Einblick in die künstlerischen und praktischen Innovationen der Weber sowie in den interkulturellen Austausch zwischen der heutigen Türkei, dem Iran und dem Kaukasus (Armenien, Aserbaidschan und Georgien). von 1500 bis 1900. Der Rhythmus und die Wiederholung westasiatischer Teppichdesigns mit ihrer Harmonie von Farben und Texturen werden mit Musik verglichen.

Denken Sie auch an Poesie. Wie Sie in der Ausstellung erfahren werden, nutzten einige alte persische Dichter Teppiche, um ihr Handwerk zu beschreiben: Ein Dichter webte Wörter und verwob sie für Rhythmus und Reim. Auch Teppiche aus der Region zeichnen sich manchmal durch Poesie in ihren Mustern aus. Beispielsweise ist auf dem Fantasietierteppich mit Gedicht des Museums ein Ghazal (Liebesgedicht) von Saadi Shirazi (1210–1291 oder 1292) in die Kartuschen eingewebt, die als Rand um das zentrale Muster dienen. Die Ausstellung umfasst eine englische Übersetzung des Gedichts (übersetzt aus dem Farsi von Saman Aalipour und Paul Ramsey).

Heriz oder Tabriz, Nordwestiran, Fantasietierteppich mit Gedicht (Vaq-Vaq-Teppich) (Detail), um 1880. Handgeknüpfter Seidenflor; Kette und Schuss aus Seide; 196 x 146,75 Zoll. Neusteter Textile Collection im Denver Art Museum: Schenkung von James E. Stokes und Mrs. Donald Magarrell, 1956.38.

Auch moderne Dichter nutzen Teppiche als Metapher. So wie der iranische Dichter Forugh Farrokhzad (1934–1967), der über Stille, Spiritualität, Sinnlichkeit und Feminismus nachdachte und dabei häufig Teppiche als Metaphern verwendete. Im Folgenden finden Sie beispielsweise einen Auszug aus ihrem Gedicht Wind-up Doll:

In ewigen Stunden kann man leblose Augen auf den Rauch einer Zigarette, auf die Form einer Tasse, auf die verblassten Blumen des Teppichs oder auf imaginäre Schriften an der Wand richten.

Noch deutlicher ist das lange Gedicht „The Oriental Rug“ des armenisch-amerikanischen Dichters Peter Balakian (*1951). Hier ein Auszug:

Jetzt löse ich die Garnschlingen, auf denen ich meinen Kopf abgelegt habe. Unter jeder Blüte löst sich ein büscheliger Flor. Ich spüre, wie die Wolle nachgibt, als hätten sechs Jahrhunderte Füße sie bis zum harten Erdboden, den sie bedecken sollte, zurückgetragen. Sechs Jahrhunderte türkischer Absätze auf meinem Rückgrat -Rückenfärbung: Krapp, Ginster, Sumach – eine Hautfarbe im Boden.

Wir hoffen, dass Sie beim Erkunden der Ausstellung nicht nur sehen, wie die Kunst der Teppichherstellung in ganz Westasien immer noch eine lebendige Praxis ist, sondern auch die künstlerische Beziehung zwischen Weberei und Poesie berücksichtigen.